Sternenkind "Ida"


„Ich sehe keinen Herzschlag mehr.“ – Es ist der 6. Schwangerschaftsmonat mit Ida, zudem einen Tag vor dem 3. Geburtstag unserer Tochter Mia und mit einem Satz gerät unsere Welt aus den Fugen. Wir entscheiden uns bewusst, Mias Geburtstag wie geplant zu feiern. Für einen Moment holen wir uns die Normalität zurück, essen Kuchen mit Familie und Freunden und spielen Topfschlagen. Denn am nächsten Tag wird alles anders sein. Ida wird dann nicht mehr bei uns sein.
Nach 10 Stunden Wehen kommt Ida am Morgen des 01.06.2013 auf die Welt. Es ist still, furchtbar still. Sie liegt in unseren Armen, wir streicheln ihr über den Kopf und verabschieden uns von ihr. Dann ist sie weg und hinterlässt einen leeren Platz in unserer Familie und einen tiefen Schmerz, von dem ich glaube, dass er nie enden wird.
Es gibt Momente im Leben, da fühlt man sich, als würde man jeden Moment aus einem schlimmen Traum erwachen, aber man tut es einfach nicht. Und dann gibt es nicht viele Leute, die verstehen, in welcher Ohnmacht man sich befindet. In dieser Phase lernte ich Marlen kennen. Ich weinte minutenlang, bevor ich in der Lage war, das erste Wort zu ihr zu sagen, aber ich wusste, dass dort jemand ist, der weiß, wie sich das anfühlt.
Ida wurde mit anderen Sternenkindern auf dem Friedhof Wehl beigesetzt. Marlen saß bei uns und Mia sang leise mit, als die Orgel in der Kapelle „Weißt du wieviel Sternlein stehen“ spielte. Das Sternenkindergrab ist für uns ein wichtiger Anlaufpunkt und gibt uns das gute Gefühl, dass Idas so kurze Zeit auf dieser Welt ein würdiges Ende gefunden hat.
Mit Mia haben wir immer offen über ihre kleine Schwester, die leider nicht leben durfte, gesprochen. Sie war drei und zeigte auf den Himmel, an dem gerade die Sonne aufging: „Mama, guck mal, Ida hat den Himmel rot angemalt!“. Kinder haben ihre eigene Weise, mit dem Tod umzugehen und das kann auch den Erwachsenen eine große Hilfe sein.
Wir hatten ein Kind, dass wir nicht kennenlernen durften und das für immer ein großes Loch in unserem Herzen hinterlassen hat, aber dafür haben wir fast zwei Jahre später ein Kind bekommen, das wir ansonsten wohl nicht kennengelernt hätten. Mads ist nun 6 Monate alt und erfreut uns jeden Tag mit seinem Lachen und seinen lustigen Knurrgeräuschen. Mia ist verrückt nach ihm und hat ihm schon erzählt, dass er eigentlich noch eine Schwester hat, die aber ein Sternchen ist und wenn er abends in den Himmel guckt, dann kann er sie sehen…




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