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30.04.2021

25 Jahre Hospiz-Verein Hameln e.V.

Unser Jubiläumsartikel von der Dewezet
 

Ein würdevoller Abschied

Der Hospiz-Verein gibt Sterbenden und Trauernden Geborgenheit


"Würdevoll leben, geborgen sterben, begleitet trauern" - viel Gehalt stecht in diesen wenigen Worten. Für den Hospiz-Verein Hameln in der Domeierstr. 43 ist dieser Satz zum Leitbild seiner wichtigen Arbeit der Sterbe- und Trauerbegleitung geworden. Seit mittlerweile 25 Jahren schenkt der Verein sterbenden Menschen in ihren letzten Lebenstagen wertvolle Zeit, ein offenes Ohr und ganz viel Herz.

Der Hospiz-Verein nimmt die Wünsche und die Gefühle der Sterbenden ernst, steht trauernden Angehörigen und Freunden zur Seite und macht Mut, sich dem Sterben als Teil des Lebens zu stellen. Cicely Saunders (1918 bis 2005), eine der Begründerinnen der modernen Hospizbewegung und der Paliativmedizin, hat einst den Sinn der Hospizarbeit wie folgt auf den Punkt gebracht: "Sterbende brauchen die Hilfe und aufmerksame Fürsorge all derer, die sich ihres Elends und ihrer Angst annehmen, sie beruhigen und helfen, in Frieden zu sterben." Ganz im Sinn der englischen Ärztin arbeitet der Hospiz-Verein Hameln. "Ziel unserer Arbeit ist es, Menschen am Ende ihres Lebens die bestmögliche individuelle Lebensqualität zu erhalten", betont Monika Cordes-Salm, die erste Vorsitzende des 1996 gegründeten Hamelner Vereins.

Gegenseitiger Respekt und wertschätzender Umgang

Sterbenden Menschen und ihren Angehörigen wird angeboten, sie zu begleiten und zu unterstützen, auch während ihrer Trauer. Sie werden ermutigt und gestärkt, ihre persönliche und familienspezifische Abschiedskultur zu entwickeln und zu gestalten. Gegenseitiger Respekt und wertschätzender Umgang miteinander stellen einen wesentlichen Wert der Arbeit. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Personen aus den Bereichen Pflege, Sozialarbeit, Medizin, Therapie, Seelsorge und anderen Fachrichtungen. "Unsere Basis ist Offenheit, Ehrlichkeit und Verständnis", betont die Vorsitzende. Der Verein möchte die Menschen ermutigen, sich mit den Lebensthemen Abschied, Sterben, Tod und Trauer auseinanderzusetzen- durch Gespräche, Diskussions- und Bildungsangebote. Die Arbeit des Vereins soll auch dazu beitragen, den Hospiz-Gedanken in der Gesellschaft zu verbreiten und die Sterbekultur zu verbessern. Für viele Menschen seien Tod und Sterben immer noch ein Tabuthema. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit ihrem Engagement ein wichtiger Bestandteil der Hospizarbeit. Sie bilden mit ihrer Lebenserfahrung und ihrer Kraft gemeinsam mit den hauptamtlichen Mitarbeitern den Kern für die Vereinsarbeit. Die Tätigkeit wird im Wesentlichen durch freiwillige Leistungen ermöglicht - durch öffentliche Gelder, Mitgliedsbeiträge und Spenden.

Sterbebegleitung erfolgt im häuslichen Umfeld

Der Hospiz-Verein Hameln arbeitet ambulant. Das heißt, die Sterbebegleitung erfolgt im häuslichen Umfeld - im Gegensatz zur stationären Hospizarbeit, die einer Pflegeeinrichtung ähnelt, in der pflegerische Maßnahmen und eine medizinische Versorgung erfolgen. "Unser Auftrag zur ambulanten Hospizarbeit besteht in der psychosozialen Begleitung der Familien", erklärt Hospiz-Koordinatorin Marlen Ulbrich. Das Hospiz-Angebot ergebe zusammen mit der medizinisch-pflegerischen Versorgung durch den Palliativ-Stützpunkt Hameln-Pyrmont ein ganzheitliches Angebot für schwerstkranke Menschen in Hameln. Die Koordinatorinnen werden von den Betroffenen selbst oder deren Angehörigen angerufen und vereinbaren mit ihnen einen Termin für einen Erstbesuch. Nach einem ausführlichen Gespräch wählt Marlen Ulbrich oder Silke Baldewein-Schulze dann einen der rund 40 Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter des Hospiz-Vereins aus, die dann den sterbenskranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase zur Seite stehen - auf vielfältige Weise. "Das können beispielsweise Gespräche sein, Zuhören oder einfach nur die Hand halten", so die Koordinatorin. Auch gemeinsames Schweigen gehöre zur Hospizarbeit. Manchmal haben Sterbende einen besonderen Wunsch, möchten beispielsweise einen bestimmten Duft wahrnehmen, etwas schönes essen oder trinken. Wenn möglich, werden ihnen die Wünsche gemeinsam mit den Angehörigen erfüllt.


Vergangenheit und Gegenwart

Der Hospiz-Verein Hameln ist aus der Hospiz-Initiative Hameln hervorgegangen, die sich seit Juli 1994 vor allem auf Initiative von Jutta Nikolaus regelmäßig getroffen hatte. Im April 1996 wurde der Verein von 44 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Dem Verein gehören mittlerweile 210 Mitgliedern an. Davon sind rund 70 aktiv und davon wiederum arbeiten 44 Mitglieder als Sterbebegleiter.

„Jeder, der die Hilfe des Hospiz-Vereins annehmen möchte, kann sich an uns wenden, unabhängig von Religion oder Nationalität“, betont Marlen Ulbrich. Das Angebot sei kostenlos. Darüber hinaus bietet der Verein verschiedene Gruppenangebote: unter anderem ein Erinnerungscafé für Trauernde, eine Kinder-Trauergruppe, eine Jugend-Trauergruppe, ein Lesecafé, eine Gruppe für „Sternenkinder“, ein Näh- und eine Kreativgruppe sowie eine Schwarzlicht-Theatergruppe. Die Corona-Sicherheitsbestimmungen lassen derzeit jedoch keine Gruppenangebote zu. Details, auch zu Einzelberatungen, unter www.hospiz-verein-hameln.de oder telefonisch unter 0151 / 28 71 78 11.



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